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Proust Wörter + Töne

 Sieben Autorinnen, Didier Eribons Mutter und zwei Vorleserinnen 

Liebe Freundinnen von Proust, liebe Leserinnen,

zum Internationalen Frauentag stellen wir Ihnen die Romane von sieben Autorinnen vor, von denen Sie einige jetzt zum ersten Mal kennenlernen können: Mirrianne Mahn etwa, 1989 in Buea/Kamerun geboren und aufgewachsen in einem kleinen Dorf im Hunsrück. Mittlerweile lebt sie in Frankfurt, wo sie sich als Aktivistin und Theatermacherin gegen Diskriminierung und Rassismus engagiert. Oder die britische Autorin Daisy Hildyard, deren Roman Emergency in einer Übersetzung von Esther Kinsky jetzt erschienen ist. Auch der Roman Häutungen von Lucía Lijtmaer, 1977 in Argentinien geboren und in Barcelona aufgewachsen, ist die erste Publikation dieser Autorin in deutscher Sprache.

Wenn Sie nicht nur wilde Leserin sind, sondern wilde Geschichten auch gerne vorgelesen bekommen, sind Sie am Sonntag, dem 17. März um 12.00 Uhr mittags bei uns genau richtig:
Die Schauspielerin Bettina Engelhardt und die Comedienne Gerburg Jahnke haben eine Auswahl von Lieblingsgeschichten ihrer Lieblingsautorinnen getroffen, die sie Ihnen vorstellen werden. Sichern Sie sich rasch Karten für dieses große Hörvergnügen!

Jetzt aber erstmal rein ins Lesevergnügen:

NEU

Deniz Ohde
Ich stelle mich schlafend

Roman

 


Das Haus, in dem Yasemin bis vor kurzem gelebt hat, steht nicht mehr. Es musste bis auf die Grundmauern abgerissen werden. Von der Wohnung, die sie zuletzt mit ihrem Freund Vito geteilt hat, sind nur Erinnerungen übrig. Die Geschichte der beiden reicht bis in ihre Jugend zurück: Beide wachsen im selben Hochhauskomplex auf, und Yasemin verliebt sich mit dreizehn in den drei Jahre älteren Nachbarn. Von klein auf fasziniert von Glaubensfragen und Spiritualität, versucht sie durch einen Liebeszauber, Vito für sich zu gewinnen. Doch nach einem Sanatoriumsaufenthalt, wo ihre Skoliose behandelt wird, geht sie auf Distanz. Zu fremd ist ihr der eigene Körper, zu groß die Scham wegen ihres Korsetts. Erst zwanzig Jahre später, als die mühsam aufgerichtete Wirbelsäule droht sich wieder zu stauchen, begegnen sie sich erneut. Yasemin hält dieses späte Aufflammen der Jugendliebe für Schicksal. Aber dann zeigt Vito sein Inneres, das bedrohlich ist und leer.

 

Suhrkamp, geb., 248 Seiten, € 25,00

NEU

Mirrianne Mahn
Issa

Eigentlich will Issa diese Reise gar nicht antreten. Schwanger sitzt sie im Flugzeug nach Douala, angetrieben von ihrer Mutter, die bei der bevorstehenden Geburt um das Leben ihrer Tochter fürchtet. In Kamerun, dem Land ihrer Kindheit, soll sie den heilsamen Weg der Rituale gehen, unter den Adleraugen ihrer Omas. Doch so einfach ist das alles gar nicht, wenn man in Frankfurt zu schwarz und in Buea zu deutsch ist. Der Besuch wird für Issa eine Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte und der Gewissheit, dass sowohl Traumata als auch der unbedingte Liebes- und Lebenswille vererbbar sind.
Kunstvoll verwebt Mirrianne Mahn die Schicksale von fünf Frauen miteinander, deren Leben mehr als ein Jahrhundert auseinanderliegen und doch über die Linien kolonialer Ausbeutung und Streben nach Selbstbestimmung verbunden sind. Ein empowerndes, ein kraftvolles, ein eindringliches Debüt.

Rowohlt, geb., 304 Seiten, € 24,00

NEU

Dilek Güngör

A wie Ada

Roman


In der Sprache ihrer Eltern heißt Ada Insel. Ada denkt, auch sie wäre eine einsame Insel. Der Umgang mit anderen Menschen ist ihr oft unangenehm; wann sie sich wie verhalten soll, kann sie schwer einschätzen. Ada will geliebt werden, nicht von allen, unbedingt aber von den anderen.
Poetisch und humorvoll erkundet Dilek Güngör in A wie Ada die Beziehungen ihrer Protagonistin, angefangen bei deren Kindergarten- und Schulfreundschaften bis hin zu ihren eigenen Kindern und ihrem Mann. In Miniaturen lernen wir eine stolze wie auch verletzliche Frau kennen, deren zwiespältige Sehnsucht nach Innigkeit und Verbundenheit niemandem fremd ist.

Verbrecher, geb., 112 Seiten, € 20,00

NEU

Daisy Hildyard

Notstand

Roman


Eine Frau sitzt während des Lockdowns in ihrer Wohnung. Sie schaut auf den Ausschnitt vor ihrem Fenster und blickt zurück. In ihre Kindheit in einem Dorf in Yorkshire in den 1990er Jahren. Eine Zeit, in der sie alles erkundete. Eine Zeit, die sie lehrte, wie alles notwendigerweise Teil von etwas Größerem ist. Wie der örtliche Steinbruch, der zuvor Schauplatz einer Jagd zwischen einem Turmfalken und einer Wühlmaus war, nun von schweren Maschinen internationaler Konzerne zerstört wird. Wie das Nest einer unermüdlichen Kibitzin immer wieder von Traktoren zerquetscht wird und in der Blumenzucht nebenan Gastarbeiter ausgebeutet werden. Sie beginnt zu verstehen, wie belanglose Begebenheiten in ihrem Alltag in einem nordenglischen Dorf bis nach Nicaragua und China reichen und auf globale Warenketten und Klimaverschiebungen einwirken. Und wie sich in ihrem scheinbaren Idyll die Zeichen mehren, dass wir auf eine Katastrophe zusteuern.


Übersetzt von Esther Kinsky
Suhrkamp, geb., 237 Seiten, € 25,00

NEU

Andrea Petkovic

Zeit, sich aus dem Staub zu machen

Roman

Wer ist man, wenn man das zurücklässt, dem man sein ganzes Leben gewidmet hat? Wie sich neuerfinden? Und wie vor allem weiß man, dass es Zeit ist für diesen lebensverändernden Einschnitt? »Zeit, sich aus dem Staub zu machen« erzählt literarisch stark verdichtet von einem Lebensereignis, das sich mal anfühlt wie der harte Ausstieg aus einer Sucht, mal wie ein schmerzlicher Abschied von dem Alltag, wie man ihn nicht anders kannte, mal wie der lustvolle Beginn eines neuen Lebens jenseits der Zwänge des Profisports. Ein Schritt, der für Andrea Petkovic exemplarisch ist für die großen Abschiede und Transformationen, die es in einem Leben zu bewältigen gilt.
Andrea Petkovic ist einem breiten Publikum nicht nur als Weltklasse-Tennisspielerin bekannt, mit ihrem Debüt »Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht« hat sie sich auch als neue Stimme in der Literaturszene etabliert. In ihrem aktuellen Buch verarbeitet sie den großen Bruch in ihrem Leben: den Ausstieg aus dem Profisport. Und geht dabei existenziellen Fragen auf den Grund, die sich uns allen angesichts großer Veränderungen im Leben stellen.

Kiepenheuer & Witsch, geb. 217 Seiten, € 23,00

NEU

Lucia Lijtmaer

Die Häutungen

Roman

Sommer 2014. Eine Frau befreit sich aus einer zermürbenden Beziehung und flieht von Barcelona nach Madrid. Mit sich trägt sie ein Geheimnis und die Überzeugung, dass die Apokalypse nah ist.
Vier Jahrhunderte zuvor sieht sich eine andere Frau, Deborah Moody, gezwungen, England zu verlassen und in die nordamerikanischen Kolonien zu flüchten. Auch sie trägt ein Geheimnis mit sich - und wird als die »gefährlichste Frau der Welt« in die Geschichte eingehen.
Was verbindet diese beiden Frauen? Weshalb haben sie alles hinter sich gelassen und wieder von vorne begonnen? Ihre sich kreuzenden Geschichten handeln von Rache und Scheinheiligkeit, von Hexen und Heilerinnen. Von Salem als der Möglichkeit einer Neuen Welt, in der Frauen Landbesitzerinnen werden. Und von Barcelona als einer Stadt, die kurz vor einem Kollaps steht, vor dem sich niemand wird retten können. Oder etwa doch?

Lucía Lijtmaer
, 1977 in Argentinien geboren und in Barcelona aufgewachsen, ist Schriftstellerin und Journalistin. Sie schreibt regelmäßig für El País und kuratiert das feministische Festival Princesas y Darth Vaders. Die Häutungen ist ihr erstes Buch auf Deutsch.


Übersetzt von Kirsten Brandt
Suhrkamp, geb., 219 Seiten, € 25,00

NEU

Susanne Matthiessen
Lass uns noch mal los

Roman


In den Achtzigern kämpften Susanne und ihre Freundinnen zwischen brennenden Barrikaden in Kreuzberg. Die Zeiten waren wild, anarchisch, frauenbewegt. Sie wollten anders leben als das spießige Westdeutschland mit seinen Kleinfamilien und Kiesauffahrten.
Mehr als dreißig Jahre später ist Kreuzberg immer noch ein Ort für Träume aller Art, doch die große Freiheit kann sich kaum jemand mehr leisten. Für Susanne und ihre Freundinnen wird es plötzlich eng, denn sie kämpfen gegen den Abstieg. Bis die alten Vorreiterinnen noch mal aufstehen und eine Revolution starten.
Susanne Matthiessen erzählt von den Frauen ihrer Generation: rasant, rebellisch und tiefschwarz komisch.

Ullstein, geb., 336 Seiten, € 23,99

NEU

Didier Eribon
Eine Arbeiterin

Leben, Alter und Sterben


"Das ist also das Leben meiner Mutter gewesen, dachte ich, das Leben und das Alter einer Arbeiterin. Noch wusste ich nicht, dass ich dieser Aufzählung bald ein drittes Wort würde hinzufügen müssen."

Eigentlich hatte Didier Eribon sich vorgenommen, ab jetzt regelmäßig nach Fismes zu fahren. Doch seine Mutter stirbt wenige Wochen nach ihrem Umzug in ein Pflegeheim in dem kleinen Ort in der Champagne. Wie in Rückkehr nach Reims wird dieser Einschnitt zum Ausgangspunkt für eine Reise in die Vergangenheit. Eribon rekonstruiert die von Knappheit und Zwängen bestimmte Biografie einer Frau, die an einen brutalen Ehemann gekettet blieb und sich sogar in ihren Träumen bescheiden musste. "Meine Mutter", hält er fest, "war ihr ganzes Leben lang unglücklich."

Didier Eribons neues Buch ist hochpolitisch: Er legt schonungslos dar, wie sehr die Politik, aber auch die Philosophie, ja wir alle die skandalöse Situation vieler alter Menschen lange verdrängt haben. Zugleich erweist er sich erneut als großer Erzähler: Anhand suggestiver Episoden und berührender Erinnerungen zeigt er, wie wichtig Familie und Herkunft für unsere Identität sind. Er kauft ein Dialekt-Wörterbuch, um noch einmal die Stimme seiner Mutter im Ohr zu haben. So entfaltet der Soziologe das Porträt einer untergegangenen Welt: des Milieus der französischen Arbeiterklasse - mit ihren Sorgen, ihrer Solidarität, ihren Vorurteilen.

Übersetzt von Sonja Finck
Suhrkamp, geb., 270 Seiten, € 25,00

Die nächste Veranstaltung der "Proust-Abschieds-Tour":

Matinée am Sonntag, 17. März, 12.00 Uhr
LeseRaum in der Akazienallee

„Alles Liebe“
Bettina Engelhardt und
Gerburg Jahnke lesen vor.

Bei ihrer Auswahl von Lieblingsgeschichten  von Lieblingsautorinnen haben sie festgestellt, daß es entweder um Liebe oder die Abwesenheit von Liebe geht. Es erwartet Sie eine sehr ungewöhnliche Mischung von Texten. Wir sind gespannt!

Wir laden herzlich ein und freuen uns auf Ihren Besuch bei uns!

Unsere Öffnungszeiten:

Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 10.00 bis 18.00 Uhr
Mittwoch von 10.00 bis 13.00 Uhr
Samstag von 10.00 bis 16.00 Uhr

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proust wörter + töne
Akazienallee / Am Handelshof 1
45127 Essen
Tel. 0201/8396840
Fax 0201/8396841
www.buchhandlung-proust.de

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