Proust Wörter + Töne
aus Tom Gauld: Kochen mit Kafka, Edition Moderne

Unser Hirn braucht Arbeit -
heute mal Lust auf Theorie?

Über Ausgrenzungsmechanismen des Bürgertums, das Verhältnis von Kritischer Theorie und Psychoanalyse und über Suhrkamps Theorie-Buchreihe; und Bücher über die Philosophiegeschichte Afrikas, über Prometheus und das Feuer und
die tägliche Herstellung und Vernichtung von Bildern.

Lesen, was zu lesen lohnt.

Endlich als preiswertes Taschenbuch

Didier Eribon

Rückkehr nach Reims

Als sein Vater stirbt, reist Didier Eribon in seine Heimatstadt, die er jahrzehntelang gemieden hat. Gemeinsam mit seiner Mutter sieht er sich Familienfotos an und macht sich auf eine Erinnerungsreise in die eigene Vergangenheit. Dabei stößt er auf die blinden Flecke der Gesellschaft: die Ausgrenzungsmechanismen eines Bürgertums, dem er als Intellektueller inzwischen selbst angehört. Brillant verknüpft Eribon das autobiografische Schreiben und seine persönlichen Bekenntnisse mit scharfsinniger soziologischer Reflexion. Er beschreibt die Homophobie und den »volkstümlichen Alltagsrassismus« seines Herkunftsmilieus, seine eigenen Erfahrungen als Homosexueller mit Stigmatisierung und Gewalt und beleuchtet den politischen Rechtsruck einer einst kommunistischen Arbeiterklasse.

 

Übersetzt von Tobias Haberkorn
Suhrkamp, kt., 237 Seiten, 12,00

Amy Allen

Kritik auf der Couch

Warum die Kritische Theorie auf die Psychoanalyse angewiesen ist. 

Braucht die Kritische Theorie noch die Psychoanalyse? In »Kritik auf der Couch« wartet Amy Allen mit einer überzeugenden Verteidigung ihrer ungebrochenen Bedeutung auf. Der hauptsächlich rationalistischen Lesart der Psychoanalyse durch die zeitgenössische Theorie (Habermas, Honneth) zum Trotz, argumentiert Allen, dass die Arbeiten der Psychoanalytikerin Melanie Klein eine unterschätzte Ressource sind. Sie beruft sich auf Freud, Klein und Lacan, um ein realistischeres Bild des psychoanalytischen Denkens zu zeichnen, das Begriffe wie Verlust, Negativität, Ambivalenz und Trauer in seine Mitte stellt. Fern davon, in die Verzweiflung zu führen, kann ein solches Verständnis menschlicher Subjektivität die Basis von Kreativität, produktiver Selbstverwandlung und progressivem sozialen Wandel sein.

Campus, kt., 283 Seiten, € 34,00

Nancy Fraser

Der Allesfresser

Wie der Kapitalismus seine eigenen Grundlagen verschlingt.


Kapitalismus ist nicht nur ein Wirtschaftssystem, sondern eine Gesellschaftsform. Als solche ist er darauf angewiesen, sich auch nichtökonomische Ressourcen einzuverleiben und so langfristig seine eigenen Grundlagen zu zerstören. Wie der Ouroboros, die Schlange, die ihren eigenen Schwanz verspeist, verschlingt er natürliche Rohstoffe und unbezahlte Betreuungsarbeit. Er enteignet rassifizierte Gruppen und unterminiert die Macht demokratischer Institutionen, auf deren Funktionieren er eigentlich angewiesen ist. Damit erweist er sich als Motor hinter den diversen Krisenphänomenen, mit denen wir heute konfrontiert sind.
In ihrem lang erwarteten neuen Buch zeichnet Nancy Fraser die historische Entwicklung des kapitalistischen Allesfressers über mehrere Epochen hinweg nach. Indem sie den Zusammenhang zwischen unterschiedlichen Krisen analysiert, zeigt sie zugleich auf, wie ein Sozialismus für das 21. Jahrhundert aussehen könnte. Klimawandel, Rassismus, Pflegekrise und demokratische Regression als Symptome desselben Problems zu begreifen weist den Weg zu neuen und starken gegenhegemonialen Allianzen.

Übersetzt von Andreas Wirthensohn
Suhrkamp, kt., 282 Seiten, € 20,00

Morten Paul

Suhrkamp Theorie

Suhrkamps Theorie-Buchreihe erschien 20 Jahre lang, von 1966 bis 1986. Über 200 Titel nahm der Verlag in die Reihe auf, darunter Grundlagentexte der Geistes- und Kulturwissenschaften: Kuhns Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, Habermas’ Erkenntnis und Interesse, Althussers Für Marx, Mauss’ Die Gabe, Bourdieus Zur Soziologie der symbolischen Formen, Searles Sprechakte, Foucaults Archäologie des Wissens, Knorr-Cetinas Die Fabrikation von Erkenntnis. Mithilfe von Archivalien, Gesprächen und Lektüren rekonstruiert Morten Paul die Entstehung der Reihe vor dem Hintergrund der Frage der gesellschaftlichen Relevanz theoretischer Texte: Wie verhält sich die Theorie zur Praxis, die ihr die Form als Text, Buch, Reihe gibt? Wie bestimmt diese Form die gesellschaftliche Wirkung von Theorie? Und wieso musste diese Reihe letztlich scheitern, angesichts der Erfolge der edition suhrkamp und suhrkamp taschenbuch wissenschaft? 

Spector Books, kt., 240 Seiten, € 34,00

Axel Honneth

Der arbeitende Souverän

Eine normative Theorie der Arbeit.

"Es gehört zu den größten Mängeln fast aller Theorien der Demokratie, mit erstaunlicher Hartnäckigkeit immer wieder zu vergessen, dass die meisten Mitglieder des von ihnen lauthals beschworenen Souveräns stets auch arbeitende Subjekte sind."
Welche Rolle spielt die Organisation von Arbeitsverhältnissen für die Bestandssicherung eines demokratischen Gemeinwesens? Das ist die Frage, der Axel Honneth in seiner neuen großen Monographie nachgeht, deren Schlüsselbegriffe »gesellschaftliche Arbeit« und »soziale Arbeitsteilung« sind. Seine zentrale These lautet, dass die Teilnahme an der demokratischen Willensbildung an die Voraussetzung einer transparent und fair geregelten Arbeitsteilung gebunden ist.
Aber an welchen Scharnierstellen hat eine Politik der Arbeit heute anzusetzen, um den sich abzeichnenden Missständen entgegenzuwirken und zu einer dringend benötigten Neubelebung demokratischer Partizipation beizutragen.

Suhrkamp, geb., 396 Seiten, € 30,00

Anke Graneß

Philosophie in Afrika

Herausforderungen einer globalen Philosophiegeschichte.


Wie können wir die Philosophie dekolonisieren? Einen wichtigen Beitrag zu diesem Projekt kann ihre Geschichtsschreibung leisten, und gerade der Blick auf Afrika bietet Ansätze für eine Transformation in globaler Perspektive. Die Auseinandersetzung mit dem Kontinent - vom alten Ägypten über Westafrika bis zur afrikanischen Diaspora - wirft nämlich grundlegende Fragen zum Umgang mit Denktraditionen oraler Gesellschaften sowie mit alternativen Quellen und philosophischen Praktiken auf. Ebenso stellen sich ethische Fragen nach der Rolle von Religion, Rassismus und Sklaverei in der Philosophie oder der Deutung und Aneignung von intellektuellem Erbe. Anhand der Philosophiegeschichte Afrikas entwirft Anke Graneß in ihrem großen Buch die Grundlinien einer neuen Philosophiegeschichtsschreibung.

Suhrkamp, kt., 685 Seiten, € 30,00

Peter Sloterdijk

Die Reue des Prometheus

Von der Gabe des Feuers zur globalen Brandstiftung

Von jeher muss der Mensch seinen »Stoffwechsel mit der Natur« organisieren. Für Marx war der wichtigste Faktor dabei die Arbeit. Als Prometheus, dem Mythos zufolge, das Feuer auf die Erde brachte, kam ein weiterer entscheidender Input hinzu. Seit Hunderttausenden Jahren wird es genutzt, um Nahrung zu garen und Werkzeuge zu härten. In diesem Sinne lässt sich sagen: Alle Geschichte bedeutet die Geschichte von Applikationen des Feuers.
Doch wo Bäume sich vormals nur je einmal verbrennen ließen, verschoben sich die Gewichte der Faktoren Arbeit und Feuer mit der Entdeckung unterirdischer Lagerstätten von Kohle und Öl. Die moderne Menschheit, so Peter Sloterdijk, kann als ein Kollektiv von Brandstiftern gelten, die an die unterirdischen Wälder und Moore Feuer legen. Kehrte Prometheus heute auf die Erde zurück, würde er seine Gabe womöglich bereuen, schließlich droht nicht weniger als die Ekpyrosis, der Untergang der Welt im Feuer. Die Katastrophe verhindern kann nur ein neuer energetischer Pazifismus.

Suhrkamp, kt., 80 Seiten, € 12,00

Neuausgabe des Klassikers der modernen Medien- und Kulturtheorie

Walter Benjamin
Kleine Geschichte der Photographie


Walter Benjamins Kleine Geschichte der Photographie (1931) war einer der frühesten Versuche zum Verständnis der immer noch jungen Technik und weist zugleich voraus auf seine berühmte Abhandlung Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (1935).

Was Benjamin nicht ahnen konnte und mit dem Wort »Knipsen« streift: Seither hat sich die Welt der Bilder radikal verändert. Durch Digitalisierung steigerte sich die Zahl der Fotos ins Unzählbare, die Bedeutung jedes einzelnen Bildes dagegen ist fast verschwunden. Was bleibt von Benjamins Theorie?
Liest man heute seinen Text von Neuem und mit dem Blick auf alle hier wieder reproduzierten Abbildungen der Originalausgabe, so gibt er verblüffend aktuelle Anstöße. Vor allem aber entdecken wir ganz anders die Kraft jener frühen Bilder: von August Sanders Porträts bis Germaine Krulls Pariser Passagen. Ist ihnen inzwischen nicht auch die »Aura« zugewachsen, die sie laut Benjamin zerstörten? Und stellt sich nicht die Frage nach Fotografie und Malerei auf einmal neu?

In seinem ebenfalls bebilderten Essay stellt der Benjamin-Kenner Wolfgang Matz Benjamins Text kritisch in den Kontext seiner Zeit und zeigt, wo produktiv anzuknüpfen ist angesichts der unfassbaren Sintflut an unaufhörlich hergestellten und vernichteten Bildern.

Alexander Verlag, kt., 117 Seiten, € 18,00

Julia Ebner

Massenradikalisierung

Wie die Mitte Extremisten zum Opfer fällt


Noch vor wenigen Jahren zielten Extremisten auf den Rand, auf Einzelgänger und weit Abgetriebene. Doch seit Corona, dem Sturm aufs Kapitol, dem Ukraine-Krieg ist Radikalisierung zum Massenphänomen geworden. Als Extremismusforscherin will Julia Ebner verstehen, warum so viele anfällig sind für radikale Ideen, welche Strukturen und Mechanismen dahinterstehen und was jetzt endlich unternommen werden muss im Kampf um Gerechtigkeit und Demokratie.

Nach vielen Jahren wissenschaftlicher Arbeit, Recherche und zahlreichen verdeckten Einsätzen glaubte Julia Ebner ihren Forschungsgegenstand zu kennen. Doch mit der Pandemie beginnt eine ungeahnte Eskalation. Nun scheren in jedem Freundeskreis, in jeder Familie Leute aus: Massenbewegungen, rekrutiert aus der Mitte der Gesellschaft, entstehen - Querdenker, QAnon, Impfgegner -, radikal und brandgefährlich. Für Julia Ebner folgen intensive Beobachtung, online wie offline, wissenschaftliche Auswertung, riskante Undercover-Missionen, um den Bauplan der Massenradikalisierung freizulegen und laut Alarm zu schlagen.

Suhrkamp, geb., 360 Seiten, € 20,00

Gerd Koenen
Der Russland-Komplex

Die Deutschen und der Osten


Gerd Koenen hat die weithin vergessene Geschichte der deutschen Orientierungen nach Osten in der Weltkriegsepoche zwischen 1900 und 1945 erforscht und in seinem preisgekrönten Buch erstmals umfassend dargestellt. Im Spannungsfeld aus Überlegenheits- und Minderwertigkeitsgefühlen, aus Faszinationen und Phobien entstanden verhängnisvolle totalitäre Ideologien, aber auch großartige kulturelle Leistungen. Dieser "Russland-Komplex" war zugleich Ausdruck einer Entfremdung vom Westen, die erst nach 1945 endgültig überwunden wurde. Jetzt hat Koenen das Standardwerk um ein Kapitel über den Krieg in der Ukraine erweitert. 

Beck, geb., 560 Seiten, € 34,00

Wissen im Halbschlaf:

 

Wilhelm Bode
Hasen

Ein Portrait

€ 22,00

 

Hasen sind sonderbare Wesen - mit entwaffnender Aggressionsfreiheit und erstaunlicher Harmlosigkeit wirken sie etwas aus der Zeit gefallen. Ihre langen Barthaare vibrieren links und rechts neben der Hasenscharte, die ihre Art kennzeichnet. Darüber zittert ihre Nase unermüdlich, um alles nur Denkbare zu erschnuppern. Ihre Augen wie ihre langen Ohren, die sogenannten Löffel, sind stets in 360°-Bereitschaft, was ihnen trotzdem nicht immer das Leben zu retten vermag...

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Ruhrbesetzung 1923

Ein Jahr spricht für sich.

€ 19,80

"Das Ruhrrevier war zum Mittelpunkt der Welt geworden, und die Ruhr war der meistgenannte Fluß der Erde." (Hannes Pyszka, 1923) 1923 ist das wichtigste Jahr in der Geschichte des Ruhrgebiets. Lassen wir es für sich sprechen. Mit Berichten, Protokollen und Erkundungen; mit Beschreibungen über Menschen und Zustände. Aus französischer und aus deutscher Sicht. Durch Ansichtskarten von Altenessen bis Zweckel, die 1923 den Postweg durchlaufen haben...

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Tom Gauld

Die Rache der Bücher

€ 22,00

Ob über gemütliches und ungemütliches Lesen, tragische Todesfälle in schlechten Romanen oder geniale erste Sätze:

"Wer sich immer schon mal gefragt hat, wie Autor*innen arbeiten, wo die Inspiration herkommt, was und warum sie/er lesen soll, wie der Buchmarkt funktioniert, ob sie/er je wieder ein Buch kaufen oder gar schreiben soll, und wenn ja, weshalb, der sollte Tom Gauld lesen. Ich habe immer wieder laut gelacht. Da ist etwas Universelles an diesen kleinen Szenen, etwas, das einen zugleich glücklich und zutiefst melancholisch stimmt."  Dr. Gesa Schneider, Leiterin Literaturhaus Zürich
 

Entspannte Tage und viel Erkenntnisgewinn mit lesenswerten Büchern wünscht herzlich
Ihr Peter Kolling

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