Proust Wörter + Töne

Liebe Freundinnen und Freunde von Proust, liebe Leserinnen und Leser,

wie die meisten von Ihnen wissen, wollen wir - nach weit mehr als vierzig Berufsjahren - unsere Buchhandlung einer jüngeren Generation anvertrauen. Ein erster Ausflug in die Nachfolge-Suche Ende vorletzten Jahres erwies sich - mitten in der Pandemie - als  übermütig und wir mussten die Aktivitäten in diese Richtung schnell wieder einstellen.

Jetzt, Monate später, sehen wir optimistischer in die Zukunft und werden die Suche nach Nachfolger*innen wieder aufnehmen; unser Ziel ist es, bis zum Jahresende 2023 den Übergabeprozess in neue Hände zu vollziehen.

Wie der Buchhandel insgesamt hatten auch wir in den letzten beiden Corona-Jahren mit größeren Problemen zu kämpfen. Mit dem enormen Engagement des gesamten Teams und vor allem mit Ihnen, den wilden Leserinnen und Lesern, haben wir bislang diese Krise gemeistert.
Genau das braucht es auch zukünftig, damit Proust weiterhin auf stabilem Fundament steht. Mit einem solch guten Fundament wollen wir die Buchhandlung unserer Nachfolge übergeben.
Bleiben Sie uns treu, damit in Essen und seiner Umgebung auch ab 2024 im Konzert der Buchhandlungen eine Stimme ertönt, die im Gespräch über Bücher autonom, streitbar, humorvoll, engagiert und kritisch ist; oder, wie eine Kundin es ausdrückt:

"Bei Euch macht es eine solche Freude, Bücher zu kaufen, dass man meist mehr Bücher in der Tasche hat, als man zu lesen schafft - aber das macht nichts, denn jedes bei Euch gekaufte Buch macht ein unglaublich gutes Gefühl. Und das hängt natürlich einerseits mit Euren Empfehlungen zusammen, doch ist es vielmehr noch der persönliche Kontakt mit Euch, der in jeder Zeile Buch mitschwingt - fast so, als würdet Ihr uns die Bücher vorlesen. Das macht es wirklich einzigartig bei euch einzukaufen."

So soll es auch zukünftig sein.

Hier unsere ersten Lese-Empfehlungen für das neue Jahr:

Jetzt als Taschenbuch erhältlich!

Emine Sevgi Özdamar
Ein von Schatten begrenter Raum


Emine Sevgi Özdamars Bestseller ist die wortgewaltige Begehung eines Raums zwischen Bedrohung und Geborgenheit - ein vielstimmiges Loblied auf ein Nachkriegseuropa, in dem es für kurze Zeit möglich schien, mit den Mitteln der Poesie Grenzen einzureißen. Er ist der sehnsuchtsvolle Nachruf auf die Freunde, Künstler, Bekanntschaften, die sie auf ihrem Weg begleiteten. Nach dem Militärputsch 1971 flieht die Erzählerin aus Istanbul übers Meer nach Europa. Wie auch andere Künstlerinnen und Künstler, Linke und Intellektuelle fürchtet sie um ihre Existenz. Im Gepäck: das unbedingte Verlangen, den so jäh gekappten kulturellen Reichtum ihres Landes andernorts bekannt zu machen und lebendig zu halten. Im geteilten Berlin, auf den Boulevards von Paris, im Zwiegespräch mit bewunderten Dichtern und Denkern, findet sie schließlich eine »Pause der Hölle«, in der Kunst, Politik und Leben uneingeschränkt vereinbar scheinen.


Suhrkamp, kt., 762 Seiten, € 15,00

 
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Arno Geiger

Das glückliche Geheimnis


Frühmorgens bricht ein junger Mann mit dem Fahrrad in die Straßen der Stadt auf. Was er dort tut, bleibt sein Geheimnis. Zerschunden und müde kehrt er zurück. Und oft ist er glücklich. Jahrzehntelang hat Arno Geiger ein Doppelleben geführt. Jetzt erzählt er davon, pointiert, auch voller Witz und mit großer Offenheit. Wie er Dinge tat, die andere unterlassen. Wie gewunden, schmerzhaft und überraschend Lebenswege sein können, auch der Weg zur großen Liebe. Wie er als Schriftsteller gegen eine Mauer rannte, bevor der Erfolg kam. Und von der wachsenden Sorge um die Eltern. Ein Buch voller Lebens- und Straßenerfahrung, voller Menschenkenntnis, Liebe und Trauer.
 

Hanser, geb., 236 Seiten, € 25,00

 
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Max Czollek

Gegenwartsbewältigung


In Zeiten der Krise leiden Gesellschaft und Vielfalt. Für Max Czollek bieten staatstragende Konzepte wie "Leitkultur" oder "Integration" darauf keinerlei Antwort. Über seine Streitschrift "Desintegriert euch!" wurde seit dem Erscheinen 2018 viel diskutiert. Beschrieb sie den Status quo des deutschen Selbstverständnisses, entwirft Czollek nun das Modell für eine veränderte Gegenwart: Wie muss sich die Gesellschaft wandeln, damit Menschen gleichermaßen Solidarität erfahren? Welche liebgewonnenen Überzeugungen müssen wir alle dafür aufgeben? Wie kann in einer fragmentierten Welt die gemeinsame Verteidigung der pluralen Demokratie gelingen?
 

btb, kt., 203 Seiten, € 12,00

 
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Marcel Proust

Die fünfundsiebzig Blätter

und andere Manuskripte aus dem Nachlass.


Die hier erstmals übersetzten fünfundsiebzig handschriftlichen Bögen von Marcel Proust sind die Keimzelle seines siebenbändigen Romanwerks Auf der Suche nach der verlorenen Zeit (À la recherche du temps perdu). Man wusste, dass es sie gibt, aber sie waren verschollen. 2018 im Nachlass des Proust-Forschers und Verlegers Bernard de Fallois endlich gefunden, erschienen sie 2021 bei Gallimard: eine Sensation.

Wir begegnen vielen aus der Lektüre der Recherche bekannten Figuren und Szenen, hier noch belassen in der Ursprünglichkeit früher Erinnerung: an die geliebte Mutter, das Kindheitsdrama des Zubettgehens, die jungen Mädchen am Strand. Proust ist erkennbar noch auf der Suche: nach den literarischen Mitteln, sein Leben zu erzählen, sein unendliches autobiographisches Material zu organisieren. Bei aller sprachlichen Meisterschaft liegt der Reiz dieser Texte auch in ihrer Unmittelbarkeit, ihrem bekenntnishaften Ton. Erst später gelingt Proust dann der letzte und entscheidende Schritt: das Erinnern selbst zum Gegenstand des Erzählens zu machen.
 

Übersetzt von Andrea Spingler und Jürgen Ritte
Suhrkamp, geb., 302 Seiten, € 28,00

 
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Annie Ernaux

Der junge Mann


Sie ist Mitte fünfzig und beginnt ein Verhältnis mit einem dreißig Jahre jüngeren Mann. Einem Studenten, noch dem Milieu verhaftet, aus dem sie sich emanzipiert zu haben glaubt. Er verlässt die gleichaltrige Freundin und liebt sie mit einer Leidenschaft wie keiner zuvor. Entrückte Tage und Nächte in seinem kargen Zimmer, Matratze auf dem Boden, löchrige Wände, defekter Kühlschrank. Doch die intime Episode ist zugleich etwas Politisches, auf der Straße, in den Restaurants und Bars: fast ständig böse Blicke, wütende Reaktionen. Sie ist wieder das »skandalöse Mädchen« ihrer Jugend, nun aber ganz ohne Scham, mit einem Gefühl der Befreiung. Irgendwann erträgt er ihre frühere Schönheit nicht mehr, und sie erlebt bloß noch Wiederholung, obwohl er »ihr Engel ist, der die Vergangenheit heraufbeschwört, sie ewig leben lässt«. Und was heißt das für die Zukunft?

Annie Ernaux bricht ihr letztes Tabu - radikal pointiert und prägnant erzählt sie von einer skandalösen Liebesbeziehung, einer ambivalenten Rückkehr in die eigene Vergangenheit und der triumphalen Überwindung einer lebenslangen Scham.
 

Übersetzt von Sonja Finck
Suhrkamp, geb., 48 Seiten, € 15,00

 
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Götz Aly

Unser Nationalsozialismus

Götz Aly setzte sich in seinen Reden der vergangenen Jahre, von denen die wichtigsten in diesem Band versammelt sind, immer wieder mit den vielfältigen Praktiken auseinander, die Schuld auf möglichst kleine Gruppen und Unpersonen abzuschieben. Doch auch wenn sich mancher dagegen sperrt, so zeigt Götz Aly, es bleibt »Unser Nationalsozialismus«. Seine Maxime lautet: Die Vergangenheit nicht »bewältigen«, sondern vergegenwärtigen. So lässt sich daraus lernen.
 

FISCHER, geb., 304 Seiten, € 25,00
Erscheint am 25.1.2023

 
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Es grüßt Sie ganz herzlich aus der Akazienallee
Peter Kolling und das ganze Team von Proust
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Akazienallee / Am Handelshof 1
45127 Essen
Tel. 0201/8396840
Fax 0201/8396841
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